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Projektneuigkeiten

Tagesanlagen Hambach: Eine Entwicklungsfläche mit Seeperspektive

By 17. Januar 2023No Comments
Tagesanlagen Hambach: Eine Entwicklungsfläche mit Seeperspektive

Gemeinsame Standortbegehung am 22. November 2022

Die Frage, was mit dem rund 130 Hektar großen RWE-Standort der Tagesanlagen Hambach mit dem angrenzenden Kohle- und Lössbunker geschehen soll, beschäftigt das Team der Perspektive.Struktur.Wandel GmbH (PSW). Seit Mai dieses Jahres trifft sich das Team der PSW monatlich mit den Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde Niederzier und der Neuland Hambach GmbH, um sich über die Datenerfassung im Rahmen der Bestandsaufnahme abzustimmen. Bei einer gemeinsamen Standortbegehung mit dem Bürgermeister der Gemeinde Niederzier, Frank Rombey, Planungsamtsleiterin Kristina Lingens sowie dem verantwortlichen Planer von Neuland Hambach, Matti Wirth, traf sich das Team PSW vor Ort, um erste Ergebnisse der Bestandserfassung zu besprechen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Die Gemeinde Niederzier am Rande des Tagebaus

Frank Rombey, Bürgermeister und gebürtiger Niederzierer, ist ortskundig in den Tagesanlagen Hambach und kennt die Gedanken, Sorgen und auch Hoffnungen der Bewohnerinnen und Bewohner der ländlich gelegenen Gemeinde. Auch die Chancen sieht er ganz klar: „Wir in Niederzier freuen uns sehr, dass die Tagesanlagen Hambach zu den ersten RWE-Flächen gehören, die im Rahmen der PSW neuen, möglichst vielfältigen Nutzungen zugeführt werden. Die Perspektivenfindung für das insgesamt 130 Hektar große Areal ist ein wichtiger Schritt, gleichwohl eine Mammutaufgabe für uns als kleine Gemeinde. Umso mehr freuen wir uns, dass die PSW den Prozess begleitet.“ Regelmäßige Treffen ermöglichen eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, betont der Bürgermeister, derzeit geht es dabei sehr intensiv um die Bestandsaufnahme vor Ort sowie anschließend um Entwicklungsperspektiven für die Region. Für die Menschen in der Gemeinde ist dabei das Thema Arbeitsplätze das Salz in der Suppe. „1978 ist der Tagebau aufgeschlossen worden, für die heutigen Erwerbstätigen gehört er wie selbstverständlich zum Leben dazu. Der Wohlstand der Gemeinde ist eng verknüpft mit dem Bergbau hier, viele Menschen aus der Gemeinde arbeiten im Tagebau und bauen ganz stark darauf, dass für sie im Rahmen des Wandels neue Erwerbsmöglichkeiten entstehen“ so Rombey. Die Fläche punktet mit ihrer Toplage, viele positive Effekte ergeben sich aus der Infrastruktur, eine Anbindung an gleich zwei Autobahnen ist jetzt schon vorhanden, zudem ist in Prüfung, ob auch die Hambach-Bahn an das bundesdeutsche Bahnnetz perspektivisch angeschlossen werden könnte.

Per Bus durch die Tagesanlagen

Ein geländetauglicher Bus wartet auf die Projektgruppe direkt hinter der Pforte. Der Plan wird ausgerollt, Norman Stamm, Elektroingenieur der RWE, erklärt kurz die Route. Nach einigen Metern bleibt der Bus an einem Immissionsschutzwall zum Kohlebunker und dem dahinterliegenden Tagebau stehen. Ob man von hier schon den zukünftigen Hambachsee wird sehen können, wollen einige aus der Gruppe wissen. Doch dafür muss man noch ein ganzes Stück weiterfahren. Verzweigungen von Gleisen durchqueren das Gelände, Bündel von Hochspannungsleitungen begleiten den Weg. Während der Fahrt werden Informationen gesammelt und notiert, etwa zur Hambach-Bahn. „Wir haben die gleiche Spurbreite, wie die deutsche Bahn, das heißt, auf unseren Gleisen können theoretisch und auch praktisch Züge aus dem öffentlichen Verkehr fahren. Doch jetzt kommt die Einschränkung: die Stromversorgung für unsere Werksbahnen ist üblicherweise 6.000 Volt, und die Bahn fährt mit 15 Tausend Volt. Das müsste also bei einer Nachnutzung noch entsprechend angepasst werden“ berichtet Stamm.

Der Kohlebunker – automatisiert und digitalisiert

Weiter geht’s zu den Kohlebunkern, unweit der Tagebaukante bleibt der Geländebus noch einmal stehen. Ein Blickfang liegt auf der gegenüberliegenden Tagebauseite, auf einem eigens aufgeschütteten kleinen Hügel. „Im Bereich der goldenen Aue der Sophienhöhe soll ein Besuchs- und Informationszentrum entstehen. Zu sehen ist an manchen Stellen jetzt schon, wo die Seeböschung geklippt wird: das erkennt man am Material und an den Schwenkbewegungen vom Absetzer“ erklärt Norman Stamm weiter. Die weitere Route führt die Projektgruppe einmal komplett durch den Kohlebunker, erbaut 1980, kurz nach der Tagebauerschließung. Die hier gelagerte Kohle reicht etwa für drei Tage, um die Kraftwerke zu versorgen. Nebenan reihen sich Kohlezüge, die just in diesem Moment mit der Kohle beladen werden. Die Arbeitsabläufe im Kohlebunker sind seit der Jahrtausendwende vollautomatisiert und digitalisiert, um die Kohlequalitäten zu steuern und damit durch geschickten Einsatz der Kohleemissionen zu reduzieren.

Ganzheitlichen Strukturwandel schaffen

Von der Gemeinde Niederzier begleiten auch Planungsamtsleiterin Kristina Lingens und Strukturwandelmanagerin Cornelia Neunzig die Ortsbegehung. Beiden Verwaltungsmitarbeiterinnen liegt die vernetzte Zusammenarbeit sehr am Herzen, sei es in der PSW-Projektgruppe oder in Arbeitsgruppen mit den Tagebauanrainer-Kommunen von Neuland Hambach. „Wir wollen etwas Ganzheitliches schaffen, und das geht nur gemeinsam“ betont die Strukturwandelmanagerin. Ein Paradebeispiel dafür ist die sanfte touristische Inwertsetzung der Sophienhöhe, ein Gemeinschafsprojekt der Kommunen Jülich, Titz und Niederzier, auch unter Beteiligung von RWE Power. „Mit diesem Projekt wollen wir die Wanderwege, Reitwege, Radwege und ein Trailcenter neu errichten beziehungsweise in Wert setzen, unsere Planungen konnten wir gerade abschließen. Ein weiteres Glied in der Perlenkette wird zudem das Besucher- und Informationszentrum auf der Sophienhöhe sein“ erläutert Planungsamtsleiterin Kristina Lingens. Bei der Bestandserfassung für die Tagesanlagen Hambach hat sich die Gemeindeverwaltung bereits intensiv eingebracht und wertvolle Informationen beigesteuert, um ein klares Bild zu bekommen, wie sich das Areal später in die Gemeindeinfrastruktur einfügen kann. „Von Kanalanschlüssen bis hin zum Busliniennetz haben wir umfangreiche Basisinformationen gesammelt, die aktuell von der PSW ausgewertet werden.“

Seeperspektive und Rekultivierung

Der nächste Halt ist an einem Aussichtpunkt direkt am Tagebaurand, auf ursprünglichem Geländeniveau. Die entstehenden Seeböschungen sind von dort noch besser zu erkennen, denn bereits heute werden Grundlagen für die Rekultivierung der Tagebaulandschaft gelegt. Die planrechtlichen Verfahren für die Rheinwasserleitungen ab Dormagen sind im Gange, darüber soll das erste Wasser bereits ab 2030 im Tagebau Hambach ankommen. Matti Wirth, Architekt und Planer der Neuland Hambach GmbH für interkommunale Themen, sieht mit dem riesigen, neu entstehenden Landschaftspark eine große Chance für die Region. „Die Tagesanlagen Hambach spielen dabei eine ganz besondere Rolle, weil sie die einzige, ganz große Fläche in Nähe des Tagebausees Hambach bilden, die baulich revitalisiert werden kann. Unser Anliegen ist es, dass die Nachnutzung gut in das Gesamtbild passt und mit der sich wandelnden Landschaft hier Einklang findet. Gerade arbeiten wir am gesamträumlichen Rahmenplan Hambach und setzen uns hier in der Projektgruppe dafür ein, dass man bei den Ideen rund um den Tagebausee für zukünftige Nutzungen von Anfang an ambitioniert und vielschichtig denkt.“

Zahlreiche Ideen für die zukünftige Nutzung

Die letzte Station befindet sich an einer Kreuzung zur zukünftigen Straße, die später die direkte Verbindung von der Ortschaft Niederzier zum Hambachsee bildet. Der Weg zurück führt an der 110 kV Hauptschaltanlage vorbei und wird von Hochspannungsleitungen begleitet. Es herrscht breite Einigkeit in der Gruppe darüber, dass das Areal zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten für spätere gewerbliche und gemischte Nutzungen parat hält, erste Ideen sprudeln bereits während der Fahrt zurück zum Pförtnerhaus. Landschaftsplanerin Dr. Jasmin Matros, Mitarbeiterin der RWE Power und Mitglied im PSW-Team, wohnt in der nahe gelegenen Stadt Bedburg und bereitet den Boden im wahrsten Sinne des Wortes für ihre Heimatregion. „Ich kann mir für diese riesige, bereits versiegelte Fläche in den Tagesanlagen Hambach ein breites Spektrum an Nutzungsmöglichkeiten vorstellen. So kann vermieden werden, dass anderweitig unbenutzte Ackerflächen in Anspruch genommen werden müssen. Der nächste Schritt der PSW ist, nach Beendigung der Bestandsaufnahme zu schauen, was Sinn ergibt, mit welchen Vorteilen, aber auch Restriktionen man bei der Nachnutzung rechnen muss. Dabei arbeiten wir im Schulterschluss mit der Region und im Einklang mit der Rahmenplanung der Neuland Hambach.“

Wie geht es weiter?

Die Ideenentwicklung kommt schon nächstes Jahr dran, wenn die Ergebnisse der Bestandsaufnahme ausgewertet und ggf. durch Gutachten verifiziert und ergänzt werden. Thomas Fischer-Reinbach, Bauingenieur und Projektleiter von NRW.URBAN, befasst sich mit der übergeordneten Koordination des Projektes und hält die Zeitschiene fest im Blick. „Für 2023 steht als Erstes an, Ziele und Kriterien für die zukünftige Entwicklung gemeinsam festzulegen. Dann wollen wir mit der Gemeinde Niederzier und der Neuland Hambach in mehreren Planungsworkshops Ideen entwickeln. Mit der Entwicklungsfläche erhält die Region eine Jahrhundertchance. Daher ist es umso wichtiger, nicht nach schnellen, herkömmlichen Lösungen zu suchen, sondern im Bereich der Tagesanlagen/des Kohle- und Lössbunkers etwas Besonderes zu schaffen. Bis Ende nächsten Jahres wollen wir ein Planungskonzept erarbeitet haben.“ Dr. Jasmin Matros nickt zustimmend: „Dabei werden wir auch erarbeiten, ob und wenn ja welche Teilflächen ggf. frühzeitig, also schon vor 2030, nachgenutzt werden können und welche Bereiche noch länger, auch nach Beendigung der Braunkohleförderung, weiterhin betrieblich genutzt werden, etwa um Rekultivierungsmaßnahmen abschließen zu können. Einige Bereiche werden daher erst später für eine Nachnutzung zur Verfügung stehen; Unser Ziel sollte daher sein gemeinsam ein cleveres, flexibles Nutzungskonzept für die Tagesanlagen und den Kohlebunker zu entwickeln, welches peu a peu die Entwicklung von Teilflächen zulässt, ohne dabei ein, den gesamten Bereich umfassendes, Nutzungskonzept aus den Augen zu verlieren.

Kontakt

Guido Steffen
Pressestelle
RWE Power
i.A. der PSW GmbH
T +49 201 5179-8453
M +49 172 1832265
guido.steffen@rwe.com

 

 

Aurélia Ölbey
Unternehmenskommunikation NRW.URBAN
i.A. der PSW GmbH
T +49 211 54 23 8-218
M +49 173 63 79 54 9
aurelia.oelbey@nrw-urban.de